In Jeans zwischen Kimono (14.04.2013)


Gion, das Geisha-Viertel in Kyoto. Geisha sah ich keine einzige und auch Maikos (Geisha in Ausbildung) waren äusserst rar. Der Einfachheit halber benutze ich fortan den Begriff "Geiko", der beide beinhaltet: Geishas und Maikos.

 

Vielleicht haben einige von euch "Memoiren einer Geisha" gesehen und sind der Meinung, Geikos wären eine Art Edelprostituierte. Dies ist eine Fehlinformation (genauere Erklärungen dazu hier). Am besten macht man bei einem Aufenthalt in Japan in Gion Halt, um ein Bild zu bekommen, was der Wahrheit entspricht: Geikos sind wandelnde Kunstwerke. Zur Zeit der Kirschblüten gibt es Vorführungen, in denen Geikos tanzen und musizieren.

 

Ich landete mehr oder weniger zufällig in einer solchen Show, bin einfach zur richtigen Zeit am Ticketstand vorbeigegangen und sagte mir, warum denn nicht? Da es aber nur noch das First-Class-Ticket gab, kaufte ich dieses und fand mich zwischen in farbenprächtige Kimonos gekleidete Damen und in edle Anzüge gewandete Herren wieder. Ich mit den Strassenjeans, Windjacke und Reissverschlussjäckli... *Kopf einzieh und unsichtbar werden will*

 

 

Beim Firstclass-Ticket war zu meiner Freude eine Teezeremonie dabei, die von einer Geiko durchgeführt wurde. Natuerlich sah ich nicht die Ganze, es waren zu viele Leute da und ich musste den Platz zu schnell raeumen. Aber der Matcha-Grüntee (untransparent, grün wie eine Wiese, schaumig) war interessant und ich durfte das Süssigkeitentellerchen behalten.

 

Danach gings in die Vorstellung, ich natuerlich in der fünften Reihe... Die Show war genial. Insgesamt waren 60 Geikos beteiligt, 20 haben musiziert, die anderen getanzt, eine Art Geschichte aufgeführt (habe natürlich nichts verstanden) und mir einen Schauder über den Ruecken gejagt. Wie gesagt, schickt die Leute, die "Memoiren einer Geisha" gesehen haben, in so eine Vorstellung. Das war Kunst pur. Und zwar lebende, nicht solche, die in einen hoelzernen Rahmen eingesperrt in irgendeinem Kunsthaus vor sich hin schmort...

 

Einen Tag darauf ging ich, da mich einige Freunde (die ich hier nicht nenne) dazu gedrängt haben, in ein Kostümgeschaft, wo ich während einer Stunde (!) erfahren durfte, wie Geikos geschminkt, frisiert und anschliessend in einen Kimono eingeschnürt werden. Die Japaner haben zwar kein Korsett, aber der Obi-Guertel kommt ihm doch recht nahe...

 

Danach gab's Fotoshooting, abwechslungsweise mit der Kamera des Geschäfts, meiner eigenen und dem Handy. Nachdem ich wieder ich selbst war, also abgeschminkt und wieder in den Jeans, war ich fix und fertig... Aber es war eine interessante Erfahrung. Danke an die, die mich dazu genötigt haben ;)