Geheizte Klobrillen (16.04.2013)


Seit nun mehr drei Wochen leide ich unter einem Aspekt der japanischen Gesellschaft, mit dem ich mich einfach nicht anfreunden kann: Dem Heizsystem.

 

Das Wort Isolierung kennen die Japaner höchstens aus einem Wörterbuch, wenn überhaupt. Die Zimmer könnten genauso gut im Freien sein, sie wären genauso kalt und selbst unter der dicken Decke ist es nicht viel wärmer... In Kyoto macht es nicht so viel aus, denn hier ist es warm, aber in Takayama und Matsumoto (in den Bergen also) war es der Horror. Die Tatami-Matten- und Shoji-Schiebetür-Zimmer sind zwar schön anzusehen, aber wenn es draussen schneit, will ich es drinnen warm haben... Ich gehöre als Mensch zwar zu den Warmblütern, aber eigentlich bin ich doch recht wechselwarm: Wenn es kalt ist, will ich mich unter einer Decke vergraben und keinen Finger mehr rühren, bis es wieder Frühling wird. So auch in Japan: Wenn ich schon den ganzen Tag frierend unterwegs war, wäre es toll, zumindest am Abend ein warmes Plätzchen zu haben...

 

Schön und gut. Vielleicht wollen sie ja Energie sparen? Wäre vorbildlich, aber leider nicht die Wirklichkeit. Denn: Während der Homo Sapiens Japanis zwar bei vierzehn Grad schläft und kocht und trinkt und spielt und lernt, will er auf keinen Fall auf dem stillen Örtchen kalt haben. Deshalb heizt er die Klobrillen anstatt das Wohnzimmer... von wegen Energie sparen und so.

 

Die Lösung also: Verbringe mehr Zeit auf dem Klo denn in deinem Zimmer? Vielleicht tun sie das wirklich, deshalb kann man auf den meisten Sitzen ja auch Vivaldi oder eine andere Geräuschkulisse abspielen.